Es ist Mitte November, der Herbst ist nun vollständig in Norddeutschland angekommen und heute wollen wir also den Norden von Neumünster auf Schusters Rappen erkunden.

Bisher kam der Herbst in diesem Jahr eher auf leisen Sohlen und erinnerte eher an einen sehr langen Indian Summer: tolle Laubfärbung, vorwiegend milde Temperaturen und wenig Niederschlag. Heute Morgen sieht das bei einem vorsichtigen Blick aus dem Fenster anders aus, nämlich ziemlich grau und kalt.🥶
Egal, der Plan steht schon lange fest: morgens direkt nach dem Frühstück auf eine Rundwanderung zu starten, um die gut 30 km auch in den kurzen Tagen möglichst bei Tageslicht zu schaffen. Nach einem gemütlichen Frühstück geht es Viertel vor 10 Uhr mit lediglich der akademischen Viertelstunde Verspätung gut gelaunt in Einfeld los. Soweit so gut!

Bereits nach kurzer Zeit wird klar, dass es besser gewesen wäre vor der Kleiderwahl mal die Luft zu testen - Wir waren viel zu warm angezogen 🥵Nach nicht einmal 2 km müssen ein paar Schichten der nach Zwiebelprinzip angelegten Kleidung wieder weichen. Die abgelegten Klamotten werden zu den vorsorglich eingepackten Handschuhen und der Mütze im Rucksack verstaut und bleiben während der restlichen 29 km dort.
Anschließend geht es weiter am Westufer des Einfelder See durch das Naturschutzgebiet bis Mühbrook und weiter in Richtung Norden. Kurz vor dem Bordesholmer See begrüßen uns ein paar schottische Hochlandrinder, die gemütlich auf ihrer Weide stehen und sich mit ihren langen Hörnern kratzen.

Schottische Hochlandrinder auf der Weide
Die Frisur sitzt - Schottisches Hochlandrind 🐂 auf der Weide

Weiter geht durch den schönen Wald am westlichen Ufer des Bordesholmer Sees mit wunderbar gefärbtem Herbstlaub. Die Sonne schafft es jetzt ein wenig die Wolken und den Hochnebel zu durchdringen und ein paar ältere Herrschaften nutzen sofort die Gelegenheit, Pigmente zu haschen und Calciferol zu produzieren.
Sie sitzen über 4 Parkbänke wie die Hühner auf der Stange und genießen die Sonne. Rentner müsste man sein. Ein paar Angler sind im Ruderboot auf dem Bordesholmer See unterwegs und scheuchen die Gänse auf, ansonsten wirkt alles sehr ruhig und friedlich.

Bordesholmer See mit Angler und Gänsen
Der Bordesholmer See mit Angler und Gänsen

Beim Erreichen des Klosters Bordesholm verlassen wir den Seerundweg und biegen ab in Richtung Kloster und Ortskern. Ein kurzer Abstecher ins innere der Klosterkirche muss natürlich sein. Wir sind erstaunt, wie gut in Schuss die Kirche von innen wie von außen wirkt.
Gegenüber der Kirche haben wir ein Traumhaus entdeckt, das noch kurz inspiziert werden muss. Vielleicht ist es, wenn in 2 Jahren wenn der längst überfällige Lottogewinn endlich mal ausgezahlt wird, eine Investition wert. Letztlich wird der Plan aber aufgrund des fehlenden Balkons verworfen.

Im inneren der Bordesholmer Klosterkirche Blick auf den Ortskern bei der Klosterkirche Toraufschrift am Friedhof Bordesholm: 'Wohin - Nach Hause'
Der Ortskern von Bordesholm

Am Ortsausgang in Richtung Sören kommen wir noch am Friedhof des Ortes vorbei. Die etwas makabere aber doch ehrliche Aufschrift am Eingangstor fällt uns auf — “Wohin - Nach Hause”. Dieses Motto wird noch kurz auf den folgenden Metern diskutiert.

Die Strecke verläuft nun weiter durch relativ plattes Land mitten durch abgeerntete Felder, nur ab und an von einem vereinzelten Gehöft aufgelockert. Die Gespräche verebben in dieser Phase der Wanderung auch etwas und wir trotten so vor uns hin. Entsprechend trist wirkt dieser Abschnitt des Weges, lediglich ein Läufer und mehrere Autos begegnen uns auf dieser Etappe. Auf einem Gehöft mitten im Nirgendwo bewundern wir eine Schwalbe und mehrere Hühner, die recht glücklich in ihrem Gehege wirken. Da sich langsam ein leichtes Hungergefühl einstellt und das erste Drittel der Tour fast geschafft ist, erwägen wir eine erste Rast. Allerdings sind wir erst bei 9,3 km und so wird diese Idee erst einmal verworfen.

Glückliche Hühner in ihrem Stall Ein komplett verrostetes Moped der Marke Schwalbe.
Verschiedene Vögel auf einem Gehöft

Wir gehen also weiter von Sören nach Grevenkrug. Dort angekommen finden wir endlich eine Bank und nach etwa 14km eine gute Gelegenheit für eine erste Rast. Thermoskanne, Brotdose mit vorbereiteten Brötchen und hartgekochten Eiern und Süßkram kommen auf den Tisch und wir genießen ein wenig die Ruhe und unsere Stärkung mit Blick auf ein paar Enten im Dorfteich.

Rast am Dorfteich in Grevenkrug
Rast am Dorfteich in Grevenkrug

Allerdings kriecht nach kurzer Zeit ohne Bewegung die Kälte durch die übriggebliebenen Kleidungsschichten und es wird unangenehm frisch. Ich hätte mir wirklich nicht noch einmal Tee nachschenken sollen.🙄 Also schnell etwas pusten damit der Tee Trinktemperatur bekommt, zusammenpacken und weiter geht es in Richtung Eidertalwanderweg. Zum Glück wird uns relativ schnell wieder warm sobald wir wieder in Bewegung sind.
Wir finden noch ein paar Äpfel an den Alleebäumen entlang der kleinen Straße, queren die Bundesstraße B4 und sind schon im Naturschutzgebiet Eidertal angekommen. Die Landschaft ändert sich abrupt und grundlegend: wir spazieren durch einen wunderschönen Wald mit massivem, alten Baumbestand. Der Waldboden ist vollständig mit Herbstlaub bedeckt und sieht aus wie mit einem schönen, bunten Teppichboden ausgelegt. Einfach toll! 🍃😍🍂
Wir passieren ein große Weide und kommen an die Blaue Brücke, über welche wir die Eider queren. Eine kurze Verschnaufpause, um Fotos zu schießen und die Aussicht ein wenig wirken zu lassen, gönnen wir uns aber noch.

Die Blaue Brücke über die Eider Blick von der Blauen Brücke nach Norden in Richtung Flintbek Auf dem Eidertalwanderweg werden wir von 2 Kühen neugierig beobachtet
Im Eidertal

Auf der Ostseite der Eider geht es weiter über den Eidertalwandertag in Richtung Süden nach Bordesholm. Der Weg führt entlang der Bahnlinie Neumünster-Kiel, was aber nicht stört. Lediglich ein Regionalexpress fährt an uns vorbei kurz nachdem die Frage aufkam, welche Bahnlinie das wohl sei. (PS: Ich lag richtig 🤓). Die Landschaft ist sehr lieblich und der Weg steigt und fällt immer mal wieder sanft. Unser Gespräch hat seit dem Eintritt ins Eidertal wieder deutlich an Fahrt gewonnen, so dass ein wenig das Gefühl aufkommt, die Idylle nicht richtig zu würdigen. Aber egal, die Zeit verfliegt auf diesem Abschnitt unglaublich schnell.
Wieder zurück in Bordesholm führt uns die Route erstmal durch ein Industriegebiet mit reichlich Leerstand und Mischbebauung. Das Gebiet liegt am dem Kloster gegenüberliegenden Ende des Ortes. Das ganze wirkt etwas schräg und stellt erneut einen starken Kontrast zum idyllischen Eidertal aber auch zum Ortsteil um das Kloster dar. Wir wechseln auf die andere Seite der Gleise der Bahnlinie an der Unterführung am Bahnhof Bordesholm. Durch ein typisches Wohngebiet mit Mehr- und Einfamilienhäusern setzen unseren Weg durch den Ort in Richtung Wattenbek fort. Nachdem wir auch Wattenbek mit einigen schönen Resthöfen und einem Bauerncafé (Es hatte leider geschlossen) hinter uns gelassen hatten, geht es entlang von Feldwegen in Richtung Dosenmoor. Langsam setzt auch die Dämmerung ein und wir fragen uns, wo der Tag geblieben ist und finden keine Antwort.

Blick in Richtung Dosenmoor in der einsetzenden Dämmerung
Blick in Richtung Dosenmoor in der einsetzenden Dämmerung

Wir entschließen uns für eine letzte Rast bei Kilometer 25 im Dosenmoor, auch um den verbliebenen Proviant zu verputzen. Obwohl ich mir diesmal keinen Tee nachgeschenkt habe, ist es fast dunkel als wir wieder aufbrechen. Die letzten 6 Kilometer führen uns aus dem Dosenmoor heraus und am Ostufer des Einfelder Sees zurück nach Neumünster. Zum Glück hatte ich eine Taschenlampe eingepackt, die dann tatsächlich noch zum Einsatz kommt. Damit können alle vermeintlich dunklen Gestalten schnell in Schatten oder Papierkörbe aufgelöst werden.😂 Kurz vor 18 Uhr kommen wir glücklich wieder am Start an und können uns dem gemütlichen Teil des Tages widmen.🍕🥗🛁
Wir ziehen mal wieder das Fazit, dass man die Wanderung gerne noch einmal zu einer anderen Jahreszeit wiederholen kann. 👍🏼 Möglicherweise lohnt es sich, für den Teil von Bordesholm ins Eidertal bei der Wiederholung nach einer alternativen Route zu suchen.

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